Kategorie: Heute hier, morgen dort

Ich liebe das einfache Reisen. Unterwegs in den Bergen, in den Wäldern oder am Wasser. Einfache Hotels oder am liebsten Camping.
In dieser Kategorie möchte ich dich mitnehmen auf meinen Reisen.

  • Stoneman-Dolomiti-Hike

    Stoneman-Dolomiti-Hike

    60km, 3.500hm in 20 Stunden

    Ich glaube das die meisten schon mal an die eigene körperliche Grenze gekommen sind. Ich bin es. Mich hat man bereits 2x aus dem Wasser gezogen als ich Tauchen war. Ich hatte mir eine Strecke vorgenommen und habe den Atemreiz so lange unterdrückt bis ich bewusstlos wurde. Ein anderes mal beim 24 Stundenschwimmen. Ich wollte erster werden. Also bin ich ins Wasser, bin 3 km in 1 Stunde geschwommen, habe 20 Minuten Pause gemacht und bin dann 3 km geschwommen. Das habe ich solange gemacht bis der Vorsprung so hoch war, das ich entspannt ein paar Stunden schlafen konnte. Als ich zu Hause war fing mein ganzer Körper an zu zittern. Meine Zähne knallten an einander. Mein Körper war kO. Dies Erlebnis hatte ich auch 2023 bei den Berliner Marathon. Ich sollte wissen, wo meine Grenzen liegen. Doch wirklich schlauer bin ich nicht geworden. Der Kumpel sucht immer das extreme und ich bin dabei der Mitläufer. Von der Fitness unterscheiden wir uns enorm. Er durchtrainiert und ich ruhe mich auf meinem alten Fitness Level aus. Der Plan ist in den österreichisch, italienischen Dolomiten den Stoneman-Dolomiti-Hike mit 57km und 3.300hm zu Wandern in 24 Stunden.

    Anreise

    Mit meinem Ford Transit Connect macht Rasen keinen Spaß und so hatten wir die Überlegung Nachts schon mal einen Teil der Strecke zu Fahren. Die Autobahn ist nachts nicht so voll. Tempomat auf 120km/h und lass rollen. Gegen die Müdigkeit hatte ich mir 4 Tassen Kaffee in eine Thermoskanne gefüllt. Solange der mich wachhält, alles schick. Doch gegen 1 Uhr war der auch alle und wir haben auf einem Autobahn Rasthof unser Nest aufgebaut.

    Um 7 hat wurden wir wach. Der Autobahn Rasthof besaß einen McDonald’s in dem wir uns frisch machten und frühstückten.

    Dann ging die Reise auch schon weiter nach Toblach, Italien auf den Campingplatz Olymp.

    Die Region ist komplett Deutsch. Restaurants auf Deutsch, Geschäfte Deutsch, Schilder Deutsch, Landessprache Deutsch und das obwohl wir in Italien sind. Eine Frau aus dem Tourismus Büro sagte uns, das sei ein Alleinstellungsmerkmal aus dem zweiten Weltkrieg. Kinder lernen ab der ersten Klasse Italienisch, Deutsch und ab der 5 Klasse auch noch Englisch.

    Auf dem Campingplatz haben wir unser Nest aufgebaut. Rene das Zelt ich mein Auto präpariert.

    Dann sind wir noch ins Tourismus Büro gefahren und haben unser Starterpaket für den Dolomiten Stoneman Hike geholt.

    Nun lag nicht mehr viel an. Wir haben uns eine Pizza gegönnt und sind dann gegen 19 Uhr ins Bett.

    Die Wanderung beginnt

    Um 2 Uhr ging der Wecker, um 2:30 Uhr wollten wir los. Der Start des Stonman Hike begann 2,5km vom Campingplatz. Die Strecke hin und zurück wollten wir nicht noch zusätzlich laufen und nachts mit dem Auto fahren. Doch Nachts kommt man nicht mehr vom Campingplatz wegen der Ruhestörung. Wir hatten Glück, jemand anders dafür nicht. Der Krankenwagen fuhr um 2 Uhr auf den Campingplatz. „Wenn der rein kommt, kommen wir auch raus“ dachte ich mir und so war es.

    Das Wetter war so unfassbar schlecht. Ein leichter Regen kam über Stunden hin weg von oben. Dann Nebel. Wir haben nichts gesehen von der Natur. Bis auf wenige male wo der Neben kurz uns einen Einblick in die unfassbar schöne Natur gab, hatten wir sonst nur auf eine weiße Wand geschaut.

    Ich hatte meinen Wanderstock mir. Ein richtiger Alpenwanderstock aus Haselnussholz. Am Jenner Berg ist uns ein alter Mann (über 80 Jahre alt) entgegengekommen gekommen. Wir kamen ins Gespräch. Unter anderem sprachen wir über seinen schönen langen Stock. Er sagte mir das dies ein Alpinstock sei aus Haselnussholz. An diesem Stock, so zeigte er es mir später, kann man tiefere Stellen meistern indem man den Stock hinunter auf den Boden stellt und an ihm hinunter gleitet. Stell dir das wie ein drittes Bein vor, dass du in der Länge verstellen kannst. „Unglaublich“ dachte ich mir und wollte so einen auch. Dieser Stock hat mich auf dieser Wanderung super unterstützt. Berg auf habe ich ihn als Gehstock genutzt. Mithilfe des Oberkörpers habe ich mich voran gestoßen und damit die Beine unterstützt. Bergab diente er wie oben beschrieben als Verlängerung.

    Gestartet sind wir in Toblach. Das soll laut Veranstalter leichter sein. Vom öffentlichen Parkplatz in Toblach ging es schnell auf die Route. Der erste Berg hatte es gleich in sich. Unter leichtem Regen ging es von 1200 Höhenmetern auf 2360 Höhenmeter. Ungefähr an dieser Stelle gab es den ersten Checkpoint. Ein schmaler weg wo Trittsicherheit gefordert ist. Der Weg war ca. 50cm Breit. Auf dem Hinweg war links von uns die Felswand, auf der rechten Seite ein Steiler Abhang. Die Sonne war zu dieser Zeit noch nicht da. Es war kurz vor der Blauen Stunde. Kurz: Es war ziemlich dunkel. Der Weg endete und wir mussten ein bisschen kraxeln. Als wir angekommen sind ging gerade die Sonne auf die wir durch das Wetter leider nicht sehen konnten.

    Nun mussten wir das Stück wieder zurück und dem Weg ins Tal nach Niederdort folgen. Berg ab kann schon eine Qual sein. Die Oberschenkel haben dabei gut gelitten.

    In Niederdorf war ich kurz am überlegen ob ich noch weitergehen möchte. Ohne Training so einen Blödsinn zu machen, nicht einmal die Hälfte des Weges geschafft zu haben, irgendwie war Aufgeben vernünftiger. Doch ich hatte noch Power. Ausserdem dachte ich mir, abbrechen ist egal wo, immer möglich. Dem ist glaube nicht so. Ich habe keine Seilbahnen gesehen. Mal eben ins Tal ist ein weiter Weg und dann hätte ich noch zum Auto gemusst. Wer sich dazu entschlossen hat, der sollte wissen was er tut. Wo ich einmal dabei bin, macht die Tour in 2-3 Tagen. Nacht seht ihr von der schönen Landschaft nichts und, da gehe ich nachher noch genauer drauf ein, ist euer Körper am nächsten Tag(en) komplett im A…

    Ich habe mich zum weitergehen entschieden und damit für den nächsten Berg. Dieser hatte es gut in sich. Über eine Wiese ging es über Stunden hinweg nur Berg auf. Immer wenn man dachte, es müsste doch gleich mal Berg ab gehen, kam wieder ein Stück Berg auf. Dabei wurde die Luft auch dünner. Das merkte ich daran, dann ich schneller atmete, der Puls schneller wurde. Ich viel mehr Pausen brauchte. 2-5 Schritte, Pause. Und so ging das die ganze Zeit. Rene ist fit. Der war schon lange oben und konnte eine Pause machen. Vermutlich hat er diese aber nicht gebraucht.

    Oben angekommen waren wir bei über 2600hm. Das war der höchste Punkt unserer Wanderung. Fast geschafft dachte ich mir. Pustekuchen. Auf uns warteten noch 25-30km und wie schon gesagt, Berg ab kann sehr sehr schmerzhaft sein für den Oberschenkel.

    Unsere Tour führte über einen Grad an Ziegen und Bunkern vorbei. Die Bunker sollen laut YouTubern aus dem zweiten Weltkrieg sein. Heute sind diese kleinen Häuser unterstände für die Ziegen.

    Um 14 Uhr hatten wir den zweiten Checkpoint erreicht. Ziemlich genau 8 Stunden nach unserem ersten Checkpoint. An den Checkpoints lagen Zangen und wir hatten eine Karte im Starterpaket, die wir abkneifen mussten.

    Nun ging es hoch und runter. Immer im Wechsel. Meine Beine Schmerzten. Meine Motivation sang. Ich wollte nicht mehr. Fragte mich für was ich hier gerade mache. Es ist kalt, der Wind pfiff, wir sahen wenig, ständig dieser Regen. Meine Beine schmerzten. Jeder Schritt Bergauf war eine Qual. Die Pausen wurden immer länger und länger.

    So richtige Pausen hatten wir allerdings nicht gemacht. Gegessen unterwegs. Getrunken über die Trinkblase beim gehen. Wir haben nur kurz Rast gemacht, wenn wir uns umgezogen haben. Das war meistens oben auf dem Berg. Da wurde es dann kalt. Oder wenn wir tiefer waren, da war uns dann warm. Pausen sahen meist so aus, dass ich mich nach wenigen Schritten an meinen Stock abgestützt habe und 5-10 Sekunden inne gehalten habe, bis ich weiter gegangen bin.

    Den 3 Checkpoint hatten wir um 19 Uhr erreicht. Wir haben es somit geschafft. „Jetzt nur noch ins Tal“ dachten wir uns. Das stellte sich allerdings als extrem schwer heraus. Wir waren ungefähr auf 2500hm. Unsere Beine schmerzten und wir haben die kaum höher als 10 cm heben können. Für den Abstieg mussten wir über Steine und Wurzeln. Wir dachten uns, wir nehmen einfach den Versorgungsweg. Doch das war ein wesentlich längerer Weg. Dadurch sind wir vermutlich weitere 3-4km gegangen.

    Allein für den Abstieg nach Toblach haben wir gut 4 Stunden benötigt. Um kurz vor 23 Uhr waren wir am Auto. Um 23 Uhr am Campingplatz. Unsere Sorge war, das wir nicht mehr auf den Campingplatz mit dem Auto kommen aufgrund der Ruhestörung. Doch es war eine Punktlandung. Wir haben es geschafft.

    Wir stanken nach Schweiss und Muff. Wir waren naß. Socken, Schuhe, Unterhose – naß. Wir hatten Schmerzen. Unsere Fußsohle war gerötet und geschwollen durch, vermutlich, den Abstieg. Jeder Schritt tat weh. Selbst das liegen auf der Luftmatratze tat weh. Die Muskeln auf denen ich gelegen hatte, wurden zusammen gedrückt von meinem Körpergewicht. Ich wusste nicht wie ich liegen soll und so kann man sich vorstellen, wie unsere Nacht war.

    Beim Bund lernt man, erst die Ausrüstung dann man selbst. Das macht auch Sinn. Wir haben also erst unsere Ausrüstung verstaut. Das Bett gemacht und sind dann Duschen gegangen. Ich hatte heiß geduscht. Ich habe lange geduscht. So lange bis ich das Gefühl hatte keine Luft mehr in dieser aufgeheizten Bude zu bekommen. Ich konnte auch irgendwann in der Dusche nicht mehr stehen. Hätte in der Dusche ein Stuhl gestanden, hätte ich mich hingesetzt und vermutlich im Sitzen geschlafen. Dabei immer mal wieder das Wasser angemacht.

    Der nächste Tag

    Unsere Fußsohlen waren immer noch geschwollen und rot. Zudem hatte ich eine Blase genau unter dem Fuß. Meinen Muskelkater konnte ich nicht verstecken.

    Unser Plan für den Tag war, relaxen. Das Wetter war super. Es war warm und auf dem Campingplatz gab es einen Pool. Wir haben nichts gemacht. Nur da gelegen. Irgendwann schaute ich auf meine Uhr. Mein Puls lag bei über 100 Schläge pro Minute. Ich musste raus aus der Sonne. Meinem untrainierten Körper ging es noch nicht gut.

    Gegen Abend bauten wir unser Lager dann ab. Ich räumte am Auto um, Rene baute sein Zelt ab. Wir aßen noch eine Pizza und fuhren dann in Richtung Heimat. Da wir in den Sonntag hinein fuhren, waren wenige LKWs unterwegs. Und umso später es wurde, waren auch immer weniger Autos auf der Autobahn unterwegs. Ich stellte mein Tempomat auf 130 und ließ das Auto rollen. Da ich ein Schaltwagen habe, war jedes mal Kuppeln eine Qual. Bein heben, Kupplung durchdrücken, dabei den Muskelkater und die Fußsohle spüren. Kupplung langsam wieder los lassen. Nachts brauchte ich das nicht oft machen und so entschied ich mich durch zu fahren. Um 5:45 Uhr, nach über 9 Stunden Autofahrt sind wir dann bei mir angekommen.